PM: Connewitz ist kein Einzelfall: Geheime Kamera in Plagwitz hochgegangen

Pressemitteilung 1. Juni 2014

Laut einer Meldung von indymedia wurde der Anlagenbestand der polizeilichen Videoüberwachung im Leipziger Stadtgebiet erneut dezimiert. Grund dafür ist wie schon im Fall der Simildenstraße leider nicht eine zur Räson gekommene sächsische Ermittlungsbehörde, sondern das glückliche Händchen von Anwohner_innen.

Die Kameras waren im ersten Obergeschoss einer „konspirativen Wohnung“ in der Gießerstraße 47 (Plagwitz) auf zwei Stativen montiert, welche den öffentlichen Raum um die Bushaltestelle Siemensstraße observierten. Einmal mehr zeigt sich der paranoide Generalverdacht „operativer Maßnahmen“ zu Lasten der Freiheit Vieler. Die zum Einsatz gekommene Technik erreicht zwar nicht die kostenintensive Raffinesse der Simildenstraße, ist allerdings diesmal durch den Inventaraufkleber „Polizei Sachsen“ leicht zuzuordnen. Damit verbleibt nach der Deinstallation der statischen Überwachungsmaßnahmen in der Gießer- und Simildenstraße mindestens noch eine mobile verdeckte Kamera.

Analog zu einer Kleinen Anfrage der Grünen sowie einem Antrag der Linken im Sächsischen Landtag forderte die Initiative „Für das Politische!“ in der Pressemitteilung vom 7. Mai 2014 „umfassende Informationen über die Motivation und die Offenlegung der geplanten Ausmaße dieser Überwachungsmaßnahme“. Diese Informationen werden weiterhin geheim gehalten, da die Einstufung als Verschlusssache die – nicht vorhandene – „Funktions- und Arbeitsfähigkeit des Landesamtes für Verfassungsschutz (LfV) Sachsen“ sicherstellen soll. Daher bleibt die Offenlegung und letztendlich Abschaffung solcher Maßnahmen auch weiterhin die Aufgabe einer emanzipierten und befreiten Gesellschaft, die erkannt hat, dass Überwachung und Repression keine Lösungen von „Kriminalität“ in konstruierten „Kriminalitätsschwerpunkten“ oder sonst wo darstellen.

Dieser jüngste Fund reiht sich in die Überwachungsmaßnahmen der Stadt Leipzig ein. Zu nennen sind hier hunderte privater Kameras, Videoüberwachung in Straßenbahnen und öffentlichen Räumen, auf Demonstrationen und verdeckte Observationen. Auch wenn deren Zahl kurzzeitig um zwei kleiner geworden ist, bleiben die Einschränkung der Bewegungsfreiheit, der Verlust der Kontrolle über persönliche Daten und die verletzte Privatsphäre von verunsicherten Menschen.

Für Kommunikation und Engagement in einer freien Gesellschaft statt autoritärer Repression!

Download: Pressemitteilung 1. Juni 2014 (50kB)

4. Treffen am 26. Mai im linXXnet

Für das Politische! 20. Mai 2014 im linXXnetDie Leipziger CDU hat im Stadtrat direkt auf unseren offenen Brief Bezug genommen und will – sicherlich nicht nur, aber besonders in Connewitz – Mittel, die explizit gegen „Rechtsextremismus“ eingesetzt werden sollen, für eine Eindämmung herbei geredeter „linksextremer Tendenzen“ verwenden.

Wir haben das satt und laden zu einem neuen offenen Treffen am Montag, 26. Mai 2014 um 20 Uhr im linXXnet (Bornaische Straße 3d) ein.

Wir waren aber auch nicht untätig:
Unsere Arbeitsgruppen kommen ins Rollen. Wir planen für den Herbst eine große öffentliche Veranstaltung, davor einen Stadtteilrundgang mit den Schwerpunkten Gentrifizierung und Repression, und wir werden eine informelle Sammlung zu den aktuellen Maßnahmen der Polizei erstellen.

Lets (not just) talk about!

P. S.: Die Pappnasen der CDU sind mit ihrem durch und durch ideologisierten Blödsinn nicht durchgekommen: Der Stadtrat tagt: „Leipzig. Ort der Vielfalt“ wird bis 2016 fortgesetzt

Observationsmaßnahme in der Simildenstraße: PM vom 7. Mai 2014

Initiative fordert Transparenz bezüglich der Observationsmaßnahme in der Simildenstraße und ein Ende der politisch-motivierten Kontrolle und Überwachung des Stadtteils Connewitz!

Das sächsische Innenministerium räumt in einer Antwort auf die Kleine Anfrage der Grünen Landtagsfraktion ein, dass die versteckte Kamera in der Simildenstraße in Leipzig-Connwitz im Rahmen eines Ermittlungsverfahrens bei der Dresdner Staatsanwaltschaft installiert wurde. Es handelt sich folglich um eine staatliche Überwachungsmaßnahme.

Die Initiative „Für das Politische!“ fordert vor diesem Hintergrund umfassende Informationen über die Motivation und die Offenlegung der geplanten Ausmaße dieser Überwachungsmaßnahme. „Es ist nicht hinzunehmen, dass mitten in einem Wohngebiet ein so schwerwiegendes, heimliches Überwachungsvorhaben betrieben wird. Wenn diese Kamera, wie der Innenminister bekundet, niemals eingeschaltet war, liegt das nur daran, dass sie von Unbekannten frühzeitig deinstalliert wurde.“, so Eike Sommer von der Initiative „Für das Politische!“.

Das aktuelle Beispiel reiht sich in den Alltag von Kontrolle und Überwachung in Connewitz ein. Der Polizeiposten in der Biedermannstraße ist dafür genauso ein Beispiel wie permanente, massive Bestreifung durch Einsatzfahrzeuge und die dauerhafte Videoüberwachung des Connewitzer Kreuzes.

Sommer: „Wir wollen dies nicht länger hinnehmen. Connewitz ist nachweislich kein Kriminalitätsschwerpunkt. Daran ändert auch die jüngst vorgelegte, fragwürdige Statistik politisch-motivierter Kriminalität des Freistaates nichts. Die Kontrollpraxis im Stadtteil ist politisch motiviert und dient der Einschüchterung von alternativen und politisch engagierten Bewohner_innen.“

Die Initiative „Für das Politische!“ hat sich im Februar 2014 gegründet, um die Kritik an der Einrichtung des Polizeipostens zu bündeln. Mit einem von mittlerweile 24 Läden, Kneipen, Vereinen und Initiativen unterschriebenen Offenen Brief (1) fordern die Unterzeichner_innen ein Ende der Kontrollpraxis, der Diffamierung des Stadtteils und seiner Bewohner_innen sowie kommunikative statt repressive Bearbeitung von Konflikten.

Die ausufernde Überwachung, die bei weitem nicht nur Connewitz betrifft – schließlich ist Leipzig Vorreiterin in Sachen Videoüberwachung – muss ein Ende haben.

„Für das Politische!“ fordert in diesem Sinne die Deinstallation der polizeilichen Videokamera am Connewitzer Kreuz als einen ersten Schritt. „Wir wollen ohne Videoüberwachung und Reglementierung durch Ordnungsbehörden zusammen leben, kulturell und politisch aktiv sein! Die Kamera am Kreuz konterkariert dies genauso wie zahlreiche private Kameras im Kiez und die massive und teilweise schikanöse Polizeipräsenz.“, so Sommer abschließend.

(1) http://fuerdaspolitische.noblogs.org/lets-talk-about-connewitz/

Kontakt:
Für das Politische!
Bornaische Straße 3d
04277 Leipzig
E-Mail: fuerdaspolitische@riseup.net

Inhalte, Struktur, Diskurs – 2. offenes Treffen

Zu einem weiteren offenen Treffen haben wir am 24. April 2014 mit dem Ziel eingeladen, klare Ergebnisse herauszuarbeiten. Das haben wir erreicht: 18 Personen haben sich konstruktiv an der Diskussion um den grundsätzlichen Inhalt und dessen mögliche Umsetzung beteiligt.

SymbolbildDer Zusammenschluss „Für das Politische!“ versteht sich als Plattform, um den Widerstand gegen Repression und Tendenzen der Gentrifizierung (nicht nur) in Connewitz zu bündeln und praktische Lösungen für die Selbstbehauptung im Kontext gesellschaftlicher Zustände anzubieten. Es wurde ein erster inhaltlicher Konsens entworfen. Die existierenden Aktivitäten sollen besser vernetzt und eigene Themen hinzugefügt werden. Über die inhaltliche Diskussion hinaus wird sich „Für das Politische!“ mit konkreten Veranstaltungen und Aktionen für ein breiteres politisches Verständnis aufstellen. Geplant sind unter anderem ein politischer Stadtteilrundgang und die Teilnahme am Connewitzer Straßenfest.

Die Initiative organisiert sich in öffentlichen Treffen mit internen AGs für eine strukturierte themenspezifische Auseinandersetzung, ohne sich auf eine statische Struktur festzulegen. Transparenz nach innen, Offenheit nach außen, solidarisches Miteinander sowie Eigeninitiative sind grundlegende Prinzipien. Zu den Thematiken haben sich bisher fünf offene Arbeitsgruppen konstituiert, deren Ergebnisse regelmäßig im Forum vorgestellt und diskutiert werden. Das Blog, die Facebook-Seite und Flyer werden als Informations- und Kommunikationsmedien mit Ankündigungen, Positionen, Aktionen und Informationen, z. B. im Umgang mit Behörden und Kontakt zu bestehenden Strukturen, dienen.

Wir freuen uns über diesen motivierten Verlauf und laden weiter zur aktiven Beteiligung ein. Zu Zeit und Ort des nächsten Treffens sowie auch sonst: stay tuned!

Let’s talk about…! Für das Politische!

Zweites Treffen am 24. April » 18:15 Uhr

Für das Politische! Let‘s talk about… 24. April » 18:15 UhrLet‘s talk about…

Am 10. April hatte das erste Treffen des Zusammenschlusses „Für das Politische!“ in der Gaststätte Frau Krause rege Beteiligung. Rund 50 Personen waren unserem Aufruf gefolgt, um über die Bündelung und Verstärkung des politischen Protestes gegen eine jahrelange Entwicklung im Stadtteil zu diskutieren. Die spontane Einrichtung des Polizeipostens in der Wiedebachpassage sowie die Entdeckung der verdeckten Videoüberwachung in der Simildenstraße sind nur deren jüngste Symptome. Staatliche Repression gegen die Bewohner*innen hat in Leipzig und besonders in Connewitz lange Tradition. Nicht umsonst war Leipzig bundesweite Vorreiterin bei der Videoüberwachung öffentlicher Plätze. Die so genannte „Leipziger Linie“, die als Modell für andere Städte diente, markierte Jahre zuvor einen Burgfrieden zwischen Hausbesetzer*innen und Kommune, der durch den Umgang mit alternativen Wohnformen wie Wagenplätzen in Gefahr gerät. Aber auch klassisches Wohnen wird immer häufiger zum Problem, nachdem ganze Straßenzüge hochwertig saniert und neu vermietet werden. Daneben sind taghelle LED-Straßenlaternen, vermeintliche „Gefahrenzonen“ und überhaupt das Beschneiden von Freiräumen zentrale Themen unserer Debatte.

Unser Ziel ist, mehr politisches Engagement – nicht nur – in Connewitz zu erreichen. Dabei ergänzen sich Formen direkten Protestes, die öffentliche Diskussion und ergebnisorientierte Projekte wie die kreative Nutzung freier Flächen gegenseitig. Wenn ihr andere oder bessere Ideen habt, ist das nur gut für uns alle.

Wir laden zum 2. Treffen am 24. April um 18:15 Uhr am linXXnet (Bornaische Str. 3d) ein. Dort erfahrt ihr den Veranstaltungsort.

Weiter in der Diskussion. Für das Politische!

Innenminister Ulbig suggeriert „politisch motivierte Kriminalität“ in Connewitz

Die heutige Ausgabe der LVZ wartet mit einem Artikel zum Polizeiposten in Connewitz auf. Da der sächsische Innenminister Markus Ulbig gegenüber der Leipziger Volkszeitung von politisch motivierter Kriminalität spricht – was wir wiederum als direkte Antwort zur Connewitzer Kamera werten könnten – wollen wir euch das nicht vorenthalten. Zwei besonders euphemistische Stellen haben wir hervorgehoben:

Innenminister rechtfertigt Polizeiposten

Ulbig: Öffentliche Sicherheit und Ordnung in Connewitz zunehmend beeinträchtigt / Zehn Straftaten seit Eröffnung

Die öffentliche Sicherheit und Ordnung in Connewitz ist nach Angaben des sächsischen Innenministeriums zunehmend beeinträchtigt. Dies sei auch der Grund für die Einrichtung des Polizeipostens in dem Stadtteil gewesen, geht aus der Antwort von Innenminister Markus Ulbig (CDU) auf eine Kleine Anfrage der Landtagsabgeordneten Kerstin Köditz (Linke) hervor. Besonders groß seien die Probleme demnach im Bereich Wiedebachplatz, Biedermannstraße und Bornaer Straße.

Seit der Eröffnung des Polizeipostens am 6. Februar kam es nach Angaben des Ministeriums zu insgesamt zehn Straftaten (Erfassung bis 13. März): zweimal Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, davon einmal in Tateinheit mit Körperverletzung, viermal Beleidigung, einmal gefährliche Körperverletzung in Tateinheit mit Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und Beleidigung, zweimal Sachbeschädigung, davon einmal in Tateinheit mit Nötigung sowie Zerstörung wichtiger Arbeitsmittel. Bei der Einordnung dieser Vorfälle hält sich das Innenministerium trotz der massiven Proteste aus der linken Szene gegen die Dienststelle allerdings zurück. „Aussagen zur Frage, ob es sich um politisch motivierte Kriminalität handelt, sind zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht möglich“, so Ulbig.

21. Februar 2014: Friedliche Demonstration am Polizeiposten Connewitz
Noch am 21. Februar protestierten Teile der linken Szene gegen den Polizeiposten. Nun hofft die Polizeiführung, dass allmählich Normalität einzieht. Foto: Andreas Döring

Die Kosten für die Außenstelle der Polizei in der Wiedebach-Passage sind den Angaben zufolge überschaubar: Für die Einrichtung – etwa Möbel, Maler- und Kleinmaterial – seien 1516,24 Euro aufgebracht worden. Hinzu kamen Sichtschutzfolien auf den Glasfronten für 2300 Euro. Der laufende Betrieb schlägt laut Ulbig mit monatlich 231,54 Euro zu Buche. Dabei handele es sich um die Reinigungskosten. „Weitere Kosten fallen nicht an“, so das Ministerium.

Auch die derzeit noch erhöhten Sicherheitsvorkehrungen sollen schon bald der Vergangenheit angehören. „Wenn Normalität eingezogen ist, was wir sehr hoffen, werden wir auch nicht mehr mit zwei Funkwagen dort stehen, um die Außenstelle zu bewachen“, sagte Polizeichef Bernd Merbitz gegenüber der LVZ. Bereits jetzt sei die Resonanz im Stadtteil „überwiegend sehr positiv. Wir sind nicht dort, um irgendjemanden zu ärgern, sondern wir wollen, dass die Bevölkerung einen Anlaufpunkt hat, nichts anderes“.

Aktuell beschäftigt die Polizei in Connewitz übrigens eine Serie von Brandstiftungen: Gestern früh gegen 2.30 Uhr zündeten Unbekannte wieder einen BMW X3 an, der in der Roßmäßlerstraße geparkt war. Ermittler fanden Spuren eines Brandbeschleunigers an den Vorderreifen. Der Wagen brannte vollständig aus. Erst am Freitag waren in der Stockartstraße drei Fahrzeuge und in der Dölitzer Straße ein fabrikneuer BMW in Flammen aufgegangen. Frank Döring

Quelle: Leipziger Volkszeitung, 14. April 2014, S. 16