Vorbereitungstreffen am 18. September für den „Kontrollbereich 04277“

Am Sonntag, dem 21. September 2014 veranstalten wir den Kontrollbereich 04277 auf dem Herderplatz. Dafür suchen wir noch helfende Hände. Wenn ihr euch beteiligen wollt, laden wir für Donnerstag, den 18. September um 18 Uhr ins linXXnet zum Vorbereitungstreffen ein.

Kontrollbereich_04277_button4Zum Inhalt und Hintergrund der Veranstaltung:

Wir wollen einen Anlaufpunkt bieten, um über Probleme im Kiez ins Gespräch zu kommen und gemeinsam nach politischen Lösungen zu suchen. Gründe gibt es genug:

  • die alltägliche Videoüberwachung, ob offen sichtbar am Connewitzer Kreuz, versteckt an Hausprojekten oder privat an etlichen Häusern,
  • ein Basketballplatz mit abschließbarem Hochsicherheitszaun,
  • eine mindestens unnütze Außenstelle der Polizei,
  • steigende Mieten und Gentrifizierungstendenzen.

Im Rahmen der Veranstaltung sollen sowohl die alltägliche Kontrollrealität als auch die Folgen der städtebaulichen Aufwertung des Viertels thematisiert werden. Der inhaltliche Höhepunkt wird die gegen 15:30 Uhr stattfindende Podiumsdiskussion zu Wechselwirkungen von Stadtentwicklung und Ordnungspolitik sein. In das Podium wurden die Stadtverwaltung sowie Wissenschaftler_innen und Aktivist_innen aus Leipzig und Berlin eingeladen.

Umrahmt wird die Diskussion von einer Mischung aus politischen und kulturellen Angeboten. Es spielen Hisztory (Singer/Songwriter, Leipzig), Maladjusted (Melodic Blues Punk Rock, Leipzig), Lektion (Punk, Leipzig) und Fargo (Postrock, Leipzig). Auf der Bühne werden sich zudem Initiativen, Vereine und Läden vorstellen. Außerdem gibt es Aktions- und Infostände, Graffiti, Kinderschminken, Versorgung durch die Connewitzer Szene-Gaststätte „Frau Krause“ und zusätzlich auch vegan. Die Veranstaltung beginnt um 14 Uhr und wird gegen 20 Uhr enden.

Die Initiative „Für das Politische!“ hatte sich anlässlich der Einrichtung eines Polizeipostens in der Wiedebachpassage gegründet. Die Außenstelle wurde ohne Begründung durch Kriminalitätszahlen unweit des sowieso existierenden Reviers eingerichtet, um unangepasste – nicht aber kriminelle – Connewitzer_innen besser in den Blick der Staatsgewalt zu bekommen. Unser Ziel ist es, der Kritik an diesem Schritt eine politische Plattform zu geben. Wir wollen eine Organisierung der in Connewitz lebenden Menschen für den Erhalt von Freiräumen, für eine öffentliche Diskussion um die Entwicklung des Viertels und gegen Repression in Gang setzen.

Download unserer Pressemitteilung (PDF, 52kB)

PM: Jeden Tag ein neues Türchen…

Pressemitteilung 10. August 2014

Wenn hegemoniale Ordnungspolitik, stumpfe Bürokratie und bornierte Spießbürger*innen vereint gegen die lebhafte Nutzung öffentlichen Raumes zu Felde ziehen, ereignen sich absurde Possenspiele.

Kurz nach der Eröffnung der Streetball-Anlage am Connewitzer Kreuz zum 01.08.2014, welche angesichts eines fast sechsjährigen baurechtlichen Zaunkrieges zwischen Stadt und besorgten Anwohner*innen als historisch gelten kann, wurde die Tür des vier Meter hohen Zaunes entwendet und einem hoffentlich sinnvolleren Zweck zugeführt.

Die Tür sollte an ihrem vorgesehenen Ort die Entscheidung der Stadtverwaltung umsetzen, eine Nutzung der Anlage von 21 bis 10 Uhr zu unterbinden. Diese Entscheidung war nicht das Ergebnis einer konkreten Auflage aus Lärmschutzgründen, sondern der faule Kompromiss mit den Beschwerdeführenden, welche ihre Ruhe zusätzlich zu vitaler Nachtaktivität im lebendigsten Leipziger Viertel, drei im Zehn-Minuten-Takt rumpelnden Straßenbahnlinien und stark frequentierten Hauptverkehrsstraßen nun durch hüpfende Bälle und Menschen bedroht sahen. Dabei sind die als ruhestörend deklarierte Kletterwand und die Tischtennisplatten, welche im ursprünglichen Projektentwurf vorgesehen waren, schon als Verhandlungsmasse dem juristischen Hickhack zum Opfer gefallen.

leerer Streeballplatz in Connewitz
Die Streetball-Anlage in Connewitz weist nachts die gewohnte Gefährdungslage auf: keine.

Den andauernden Unterstellungen eines krawalllastigen Connewitz‘ steht die reale Nutzung der Anlage gegenüber, die nun schon mehr als eine Woche lang bei bestem Wetter ganztägig zugänglich ist. Abgesehen von einer kleinen Eröffnungsparty trafen sich hier keine Sportbegeisterten frühmorgens oder spät in der Nacht. Aufgrund mangelnder Beleuchtung sind dem Spielvergnügen sowieso natürliche Grenzen gesetzt.

Dass die unbedingte Durchsetzung von Schließzeiten mithilfe eines Sicherheitsdienstes genauso verblendet und realitätsfern wie das Einsetzen einer neuen Tür ist, scheint sich aus der Perspektive der Stadt nicht zu erschließen, welche sich zwar grundsätzlich für die Anlage eingesetzt hat, aber nicht vermochte, sie offensiv und konsequent durchzusetzen. Eine offensive Konsequenz die sich bei z.B. wesentlich unpopuläreren Polizeiposten nicht missen lässt. Es wurde verkündet, dass ein Reparaturauftrag ausgelöst sei und dem Erfolg des zweiten Versuchs „ganz optimistisch“ entgegengesehen wird. Die hohen Kosten für verschleppte Bauvorhaben, Sicherheitsdienste, Türen etc. sind vermeidbar und an anderer Stelle eine sinnvollere Investition.

Eike Sommer führt dazu aus: „Wir fordern die Stadtverwaltung auf, spätestens die gute Erfahrung der vergangenen Woche zum Anlass zu nehmen, die Gängelung in Connewitz zu beenden. Ein erster Schritt wäre, die unnötige und kostspielige Bewachung durch einen Sicherheitsdienst einzustellen und die Anlage – wie an anderen Freizeitanlagen in Leipzig üblich – den Anwohner*innen unverschlossen zur Verfügung zu stellen.“

Die Chronik des Streetballplatzes steht in einer Reihe mit Schließungen bzw. Beauflagungen von Spätverkäufen und Freizeitanlagen in anderen Stadtteilen, Überwachungs- sowie Repressionsmaßnahmen und weiteren Beispielen für das Versagen kommunalpolitischer Instrumente zur Lösungsfindung von Interessenskonflikten. Die Unfähigkeit städtischer Bürokratie ist allerdings nur das Symptom des eigentlichen Problems.

Plakat für die Veranstaltung 'Kontrollbereich 04277' am Streetballplatz
Ein weiterer Kontrollbereich am Streetballplatz?!

Wer hat ein Recht auf Stadt? Alle!

„Die Initiative »Für das Politische!« will auch diesen Themenkomplex um die Nutzung des urbanen Raumes contra Repression weiterhin öffentlich diskutieren“, schließt Eike Sommer. Wir laden alle Interessierten ein, sich an der Podiumsdiskussion im Rahmen der Veranstaltung „Kontrollbereich 04277“ am 21. September im Park an der Herderstraße zu beteiligen.

Für stärkeres Engagement, politische Partizipation und lösungsorientierte Kommunikationsstrategien in städtischer Entscheidung statt juristisches Hofieren unverhältnismäßiger und irrationaler Einzelinteressen.

Kontrollbereich 04277 – 21. September auf dem Herderplatz

Wir befinden uns im Kontrollbereich 04277: alltägliche Videoüberwachung, ob offen sichtbar am Connewitzer Kreuz, versteckt an Hausprojekten oder privat an etlichen Häusern, ein Basketballplatz mit Hochsicherheitszaun, eine mindestens unnütze Außenstelle der Polizei mitten im „Bemudadreieck“ – das alles wollen wir thematisieren.

Am 21. September veranstalten wir im Park an der Herderstraße ein Fest mit Bands, Podiumsdiskussion, einem Stadtteilrundgang und Kinderschminken. – Ja, du hast richtig gelesen. Wir wollen alle Bewohner_innen in Connewitz einladen, und so wird es neben astreinem PunkRock und Songwriter-Musik auch Aktionen für Kinder geben. In dem Rahmen werden wir uns (spielerisch! – an die mitlesende Behörde) mit dem ungeliebten Polizeipfosten in der Wiedebachpassage auseinandersetzen. Auch eher unkonventionelle Aktionen wie eine temporäre Wall of Fame ist geplant, um das Thema Graffiti reinzuholen. Im politischen Stadtteilrundgang werden wir Stationen im Kampf um alternativen Wohnraum und die Besetzung von Freiraum sowie gegen Repression und Überwachung buchstäblich angehen. Abgerundet wird das Event durch eine Podiumsdiskussion um die Wechselwirkungen von Stadtentwicklung und Ordnungspolitik.
Kontrollbereich 04277 Connewitz
Natürlich wird es auch alkoholfreie Getränke geben und welche mit Alkohol, Essen wird vegan und carnivor gereicht. → Die Werbung steht. Achtet auf Plakate und Flyer, lest unser blog! Wir sind gespannt auf eure Beteiligung.

Repression ist überall, Widerstand auch

In der Antwort des sächsischen Staatsministers der Justiz und für Europa Dr. Jürgen Martens (FDP) auf die kleine Anfrage der Fraktion DIE LINKE im sächsischen Landtag zum Thema „Ermittlungs- und Strafverfahren in Sachsen wegen Verdachts auf Verstoß gegen §§ 129 und 129a StGB“ bestätigt sich, was zu erwarten war.

Auf Grundlage des §129 StGB laufen Ermittlungsverfahren gegen zwölf Menschen einer als „linksextremistisch“ eingestuften unbekannten „Leipziger Gruppierung“. Genauere Informationen gibt das sächsische Justizministerium nicht, weil diese Verfahren ausschließlich vom Generalbundesanwalt beim Bundesgerichtshof geführt werden. Daher liegen die Ermittlungen nicht innerhalb des eigenen Verantwortungsbereichs.

Überraschend ist dieses offensichtlich neuere Verfahren nicht, denn kritische Initiative und Reflexion außerhalb der politischen Eindimensionalität des etablierten bürgerlichen Konsenses, wird konsequent kriminalisiert – wie in den zwei bereits laufenden Vorgängen nach §129 StGB gegen 28 Aktive in antifaschistischen Dresdner Gruppen und unzähligen Verfahren in der Vergangenheit. Nach dem jüngsten Auffliegen der verdeckten Observationen in Connewitz und Plagwitz sowie dem Peilsender an einem Auto ist zwar unklar, ob das Leipziger Verfahren damit in Zusammenhang steht und bleibt mithin Spekulation. Allerdings ist davon auszugehen, dass auch in Leipzig kontinuierlich politische Strukturen durchleuchtet werden.

Allein darin besteht der Zweck eines Ermittlungsverfahrens nach §129, da es lediglich bei einem Prozent dieser Verfahren zu einer Verurteilung im politisch linken Spektrum kam. Die Bildung einer einer „kriminellen“ (§ 129) oder „terroristischen Vereinigung“ (§ 129a) kann aus deren schwammiger Definition herbei halluziniert werden, um in deutscher Tradition und Kontinuität linke Opposition zu zermürben.

Solange wir in Verhältnissen leben, die fortwährend Prekarisierte und Marginalisierte reproduzieren, so lange braucht es auch Überwachung und Repression, um diese Verhältnisse aufrecht zu erhalten. Wir fordern die Abschaffung des §129 StGB zur Kriminalisierung politischer Opposition – und der genannten Zustände.

„Die fast unlösbare Aufgabe besteht darin, weder von der Macht der anderen, noch von der eigenen Ohnmacht sich dumm machen zu lassen.“ Theodor W. Adorno

Redebeitrag: Überwachung stoppen – Grundrechte stärken

Das Bündnis Privatsphäre Leipzig hatte zur Demonstration am 21. Juni 2014 auf dem Leipziger Augustusplatz aufgerufen. Die Beteiligung von knapp 250 Menschen kann als Erfolg gewertet werden. Angesichts der Skandale um die weltweite Überwachung durch Geheimdienste wie GCHC und NSA zeigt dies aber auch den Bedarf an weiterer Information und Mobilisierung für diese sensiblen Themen. Nicht zuletzt hat das jüngste Urteil um das sächsische „Handygate“ gezeigt, dass massenhafte und sinnlose Überwachung auch in Deutschland an der Tagesordnung sind.

250 Menschen bei Demonstration "Überwachung stoppen – Grundrechte stärken"Wir dokumentieren an dieser Stelle unseren Redebeitrag:

„Überwachung stoppen – Grundrechte stärken“. Unter diesem Motto haben wir uns heute hier versammelt. Für die Organisator_innen steht dabei die Netzüberwachung im Fokus. Doch Überwachung findet nicht nur im digitalen Leben statt, sondern alle sind davon betroffen, ob nun mit oder ohne PC, Internetzugang oder Mobiltelefon. Überwachung ist vielfältig und ihre Befürworter_innen scheinen dabei weder technische noch persönlichkeitsrechtliche Grenzen zu kennen.

Im folgenden wollen wir auf die konkrete Situation in Leipzig und im speziellen Connewitz eingehen.

Leipzig – Ein Herz für Überwachungsfetischist_innen

Seit langem ist Leipzig bundesweiter Vorreiter in Sachen Überwachung. Bereits im Frühjahr 1996 wurde gegenüber dem Hauptbahnhof ein bundesweites sogenanntes Pilotprojekt zur polizeilichen Videoüberwachung des öffentlichen Raumes gestartet. Mit kurzer Unterbrechung ist seit 1999 auch am Connewitzer Kreuz eine Kamera installiert worden.

Momentan bekannte Fälle sind die Kamera in der Connewitzer Simildenstraße sowie in der Plagwitzer Gießerstraße. Zu diesen Formen der Überwachung kommen private Überwachungsmaßnahmen im öffentlichen Raum hinzu sowie auch die Videoüberwachung von Fahrzeugen des Verkehrsbetriebe oder anderer öffentlicher Gebäude, wie Universitäten.

Connewitz – Das Herz für Überwachungsfetischist_innen

All jene Formen der Überwachung sind in Leipzig Alltag. Ein Alltag, dem wir uns scheinbar nicht entziehen können. Ein Alltag aber auch in Connewitz: Neben der erwähnten Kamera am Kreuz sowie der geheimen, polizeilichen Überwachung in der Simildenstraße, kommen auch hier unzählige private Kameras in und außerhalb von Gebäuden hinzu. Speziell im so genannte Bermudadreieck ist die Überwachungsdichte wohl besonders hoch. Das ist jener Raum zwischen der Wolfgang-Heinze-Straße, der Bornaischen Str. sowie der Meusdorfer Str.

Die Rolle der Polizei…

An bestimmten Orten dieser Stadt nimmt die Überwachung besonders krasse Dimensionen an. Ganz speziell ist die Präsenz der Polizei an diesen Orten dramatisch erhöht – zu nennen ist hier neben dem Gebiet um die Eisenbahnstraße und der Leipziger Innenstadt insbesondere Connewitz.

…und ihre Kontrollbefugnisse

Verdachtsunabhängige Identitätsfeststellungen sind an diesen Orten keine Seltenheit. Das Polizeigesetz des Freistaates Sachsen lässt hierfür umfangreiche, weit interpretierbare und somit willkürlich einsetzbare Möglichkeiten.

Insbesondere seit der damalige Polizeichef Horst Wawrzynski im Juni 2011 so genannte Komplexkontrollen in Leipzig anordnete, war im Ortsteil Connewitz eine massive Bestreifung durch die Polizei zu spüren. Auch wenn die Bezeichnung als Begründung für verdachtsunabhängige Kontrollen heute kaum noch Anwendung findet, ist die Polizeipräsenz anhaltend hoch. Anwohner_innen werden zumeist in den Abendstunden ohne erkennbaren Anlass angehalten und durchsucht, eine Begründung wird nur auf Drängen und oft unpräzise angegeben. Selektive Diskriminierung und Kriminalisierung aufgrund eines nicht-normativen Erscheinungsbildes sind damit an der Tagesordnung.

…und ihre „Verankerung“ in Connewitz

Einen Höhepunkt der personell untersetzten Präsenz stellt die Einrichtung eines Polizeipostens in der Wiedebach-Passage dar – nur 700 Meter entfernt vom Polizeirevier.

Ganz offensichtlich wollten Stadt Leipzig und Landespolizei mit dieser laut OBM Jung „genialen Idee“ mitten in Connewitz ein Mehr an staatlicher Machtdemonstration installieren. In der Folge gibt es um den Polizeiposten herum noch intensivere Identitätsfeststellungen, in den letzten Wochen ist der in der Nähe gelegene und von vielen Anwohner_innen frequentierte Herderpark ins Visier von ID-Maßnahmen und Durchsuchungen gerückt. Die Begründungen für diese Maßnahmen bleiben im Dunkeln. Auf Anfragen wird nur widerwillig Auskunft gegeben.

„Gefahrengebiet“ Connewitz!?

Zusammengenommen mit der mehrjährigen Videoüberwachung stellt sich die Frage, ob Connewitz insgeheim als „Gefahrengebiet“ deklariert wurde, indem Persönlichkeitsrechte durch weitreichende Kontrollbefugnisse der Polizei ausgehebelt werden.

Das Polizeigesetz des Freistaates Sachsen kennt solche Orte als „Kontrollbereich“, diese können vom Staatsministerium des Innern jedoch nur angeordnet werden, wenn es dadurch zur Aufklärung schwerer Straftaten wie Hochverrat oder Drogenhandel kommen könnte. Das für einen gesamten Stadtteil anzunehmen, wäre ungeheuerlich.

„Gefährlicher Ort“ Connewitz!

Allerdings räumt das Polizeigesetz seinen Beamt_innen freie Hand ein, wenn die Polizeibehörde die Einschätzung trifft, dass es sich bei Connewitz um einen Ort handelt, „an dem sich erfahrungsgemäß Straftäter verbergen, Personen Straftaten verabreden, vorbereiten oder verüben, sich ohne erforderliche Aufenthaltserlaubnis treffen oder der Prostitution nachgehen.“

Diese Annahme scheint für Connewitz bittere Realität zu sein. Doch nicht nur hier finden Repressionen statt: Kritische und selbstbestimmte alternative Projekte sind ein Dorn im Auge des Staates. Mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln wird Verdacht erzeugt oder direkt kriminalisiert.

Wirkung von Überwachung

Kommen wir nun zur Wirkung staatlicher Überwachung: Welche Wirkung hat das offensive Beobachten auf die, die beobachtet werden. Und welche Wirkung auf jene, welche die Überwachung als scheinbar Unbeteiligte wahrnehmen? Uns stellt sich also die Frage, welche Straftaten dort wohl verhindert werden?

Überwachung erzeugt eine permanente Unsicherheit darüber, wer hier eigentlich überwacht wird, und zu welchem Zweck. Beide Fragen können von den Betroffenen nicht beantwortet werden und erzeugen Konformitätsdruck. Für die von der Kontrolle betroffenen Menschen bedeute das,

  1. sich selbst zu prüfen, ob es sinnvoll ist, sich an überwachte Orte zu begeben (oder sie zu verlassen).
  2. sicher zu gehen, dass sie selbst sich nicht in irgendeiner Form regelwidrig verhalten.
  3. zu prüfen, ob sie nicht durch irgendetwas auffallen oder aus der akzeptierten Norm fallen.

Dabei wird neben der Illusion einer Kriminalitätsprävention auch die vermeintliche Aufwertung von Räumen durch Vertreibung von politisch anders denkenden, Migrant_innen und Unerwünschten aufgrund drohender Repression verfolgt. Orte sollen dadurch einer besseren kapitalistischen Verwertung zugeführt werden können. Machtverhältnisse und Normativitätsdruck sollen übernommen werden.

Der eigentliche Zweck der Überwachung ist die Aufforderung zur allgemeinen Selbstkontrolle, permanent vor sich selbst über die Folgen der eigenen Präsenz und des Verhaltens an überwachten Orten Rechenschaft abzulegen. Auf diese Weise wird selbstbestimmtes subjektives Handeln unterschwellig, aber direkt eingeschränkt. Der Druck zu konformen Verhalten erzeugt ein Gefühl der Ohnmacht, das wir nicht hinnehmen wollen.

Letztlich

Die erhöhte polizeiliche Präsenz durch die Installierung des Polizeipostens sowie langjährige erhöhte Bestreifung und Videoüberwachung erzeugte in den Medien, in der Gesellschaft sowie bei Politiker_innen ein negatives Bild des Stadtteils. Es wird suggeriert, eine Bedrohung der Sicherheit läge vor. Auf diese Weise werden Angsträume sowie das vermeintliche Bedrohungspotenzial erst erzeugt.

Überwachungsmaßnahmen dienen dem System, um die Beherrschten zu kontrollieren. Was sie hingegen nicht tun: Straftaten aufklären oder gar verhindern. Ursachen für Kriminalität oder ein mangelndes Sicherheitsgefühl werden gar nicht erst erfragt bzw. wollen auch gar nicht erkannt werden. Dies würde bedeuten, sich mit sozialen Problem und ihren systemimmanenten Ursachen auseinanderzusetzen. Doch Veränderungen sind nicht gewollt.

Unsere Aufgabe ist es daher, jene Ursachen zu benennen, Veränderungen einzufordern und zu erkämpfen. Im Großen, wie auch im Kleinen.

Die Initiative „Für das Politische!“ fordert:

  • den Abbau der Kamera am Connewitzer Kreuz sowie aller privaten Überwachungseinrichtungen
  • die Schließung des Connewitzer Polizeipostens

Schluss mit Überwachung, Kontrolle, Verdächtigung und Kriminalisierung!

Redebeitrag als Download: Für das Politische! Redebeitrag: Überwachung stoppen – Grundrechte stärken (PDF, 89kB)

PM: Gegen Querfrontstrategien in Leipzig

Pressemitteilung vom 20. Juni 2014 zur Demonstration „Überwachung stoppen – Grundrechte stärken“

Die Initiative »Für das Politische!« ruft zur Demonstration des Bündnisses »Privatsphäre Leipzig« auf. Nachdem bekannt wurde, dass der Leipziger Kreisverband der rechtsradikalen NPD seine Teilnahme am 21. Juni zur Demonstration „Überwachung stoppen – Grundrechte stärken“ ankündigt, fordert Eike Sommer „den Ausschluss aller Personen, die

  • rechtsradikalen Parteien oder Organisationen angehören,
  • der rechtsradikalen Szene zuzuordnen sind oder
  • durch rassistische, nationalistische, antisemitische, homophobe oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind.“

Die gesetzliche Grundlage ist im § 5 Abs. 1 Sächsisches Versammlungsgesetz festgeschrieben.

Das Thema Überwachung wird auch von den wegen ihrer Nähe zu verschwörungstheoretischen Verbindungen kritisierten „Montagsdemos“ vielfach bemüht. Dazu stellt Eike Sommer fest: „Auch wenn diese Vereinigungen und Einzelpersonen schwer fassbar sind, distanziert sich die Initiative »Für das Politische!« eindeutig von deren Äußerungen. Wir streiten gemeinsam mit dem Bündnis »Privatsphäre Leipzig« für eine unmissverständlich progressive Ausrichtung der Demonstration.“

Die Demonstration wird am kommenden Samstag starken Protest gegen Überwachung in all ihren digitalen und ganz realen Ausprägungen öffentlich formulieren. Auf demselben gefährlichen Niveau wie der allseits bekannte Skandal um die Ausforschung des gesamten virtuellen Datenverkehrs durch NSA und GCHQ bewegen sich die öffentlichen Überwachungseinrichtungen in Leipzig.

„Darüber hinaus kritisieren wir die heimliche Obversation linksalternativer Projekte, die in Connewitz und Plagwitz aufgedeckt worden ist“, stellt Eike Sommer fest. Für zumindest eine der Maßnahmen hat die Staatsregierung Sachsen den Verfassungsschutz als Urheber benannt. Die Kriminalisierung kritischer und selbstbestimmter Projekte spielt rückwärts gewandten Kräften in Leipzig direkt in die Hände. Es ist ein gefährliches Taktieren, wenn Staats- und Verfassungsschutz ihre Bemühungen gegen progressive Strukturen konzentrieren und auf der anderen Seite rechtsradikale Strukturen finanziell und logistisch unterstützen. Zu diesem Themenkomplex trägt „Für das Politische!“ einen Redebeitrag zur Demonstration bei.

Download: Pressemitteilung 20. Juni 2014 (58kB)

21. Juni. Privatsphäre Leipzig: Überwachung stoppen – Grundrechte stärken

Das Bündnis „Privatsphäre Leipzig“ ist unserer Einladung zum 5. Offenen Treffen gefolgt und hat sich unserem initiierenden Aufruf Let’s talk about Connewitz… angeschlossen.

Angesichts der inhaltlichen Überschneidungen der beiden Zusammenschlüsse war zuvor schon vereinbart, einen Text zur Demonstration am kommenden Sonnabend um 14 Uhr beizutragen. Wenn ihr uns hören wollt, kommt einfach hin! :)

Wir dokumentieren hier den Aufruf von „Privatsphäre Leipzig“ und rufen euch zur Beteiligung auf:

Flyer PrivacyLeipzig 21. Juni 2014Demo am 21.06.2014
Überwachung stoppen – Grundrechte stärken
Freiheit stirbt mit Sicherheit
14 Uhr. Augustusplatz.

Vor inzwischen mehr als 30 Jahren wurde das Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung durch das Volkszählungsurteil des Bundesverfassungsgerichtes geschärft.
25 Jahre nach dem die Menschen gegen den Staat und seine Methoden aufbegehrten, sich gegen Stasi und Unrecht wehrten, scheint die Balance zwischen Freiheit und Sicherheit verloren gegangen zu sein.

Die Daten des Whistleblowers Edward Snowden belegen, dass wir in einer Zeit der Massenüberwachung leben.
Egal ob es um die Möglichkeiten zur Netzüberwachung geht, wie durch die Vorratsdatenspeicherung oder den künftigen Internetanschluss von Alltagsgegenständen (→ Internet der Dinge): Nicht der Staat ist gläserner geworden, sondern die Menschen.
Der Grundsatz des Rechtsstaates – die Unschuldsvermutung – gerät ins Wanken und hat sich ins Gegenteil verkehrt.
Egal ob durch Kameraüberwachung des öffentlichen Raums oder durch das Abfischen von E-Mails: dieser Rechtsgrundsatz wird ausgehöhlt und an seine Stelle tritt Schritt für Schritt die Massenüberwachung.

Das Recht auf Privatsphäre ist ein Menschenrecht, das in allen modernen Demokratien verankert ist. Die freie Entfaltung der Persönlichkeit, unbehelligt und unbeobachtet von anderen, die den Kern der Demokratie darstellt, ist verloren gegangen.

Deshalb ist es notwendig, das Recht auf Privatsphäre auch im Digitalen und auch die Freiheit, die ein jeder Mensch braucht um sich selbstbestimmt entfalten zu können immer wieder einzufordern und die Praxis der Massenüberwachung offensiv in Frage zu stellen.

Wir als Bürger prägen diese Gesellschaft. Es liegt an uns, einerseits unser Recht auf Privatsphäre einzufordern, und andererseits dem Überwachungswahn entgegenzutreten, indem wir nicht zulassen, dass immer mehr Bereiche des Lebens ausspioniert werden.
Es geht um nicht weniger als die Verteidigung unserer Grundrechte, insbesondere um unser Grundrecht auf freie Entfaltung, unser Grundrecht auf Unverletzlichkeit der Wohnung, unser Grundrecht auf freie Meinungsäußerung, unser Grundrecht auf Privatsphäre und unser Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung.

Deshalb rufen wir, das Bündnis Privatsphäre Leipzig zu einer Demonstration am 21.06.2014 auf!
Wehren wir uns gemeinsam gegen die anlasslose Überwachung!

Lasst uns ein Zeichen für die Privatsphäre und den Datenschutz eines jeden Menschen setzen!
Lasst uns für einen Wandel in der Politik eintreten, der die Wahrung unserer Grundrechte steht und zu einer neuen Ausgewogenheit in der Sicherheitspolitik führt.

Ziel der Demo ist es zu einem breiten, öffentlichen Diskurs über die Überwachung im Zeitalter des Internets anzuregen, der die Überwachung immer wieder hinterfragt und zu einer Verteidigung der Privatsphäre wie auch der Unschuldsvermutung beiträgt.

Ob wir etwas zu verbergen haben, entscheiden einzig und allein nur wir.

5. Offenes Treffen am 18. Juni, Frau Krause

5. Offenes Treffen am 18. Juni, Freisitz Frau KrauseIm kommenden Treffen werden greifbare Aktionen im Vordergrund stehen. Für September planen wir ein Fest mit inhaltlichen Schwerpunkten zu Stadtentwicklung und Sicherheitsstrategien in Connewitz. Ihr könnt euch informieren oder bei der Vorbereitung einbringen.

Das Treffen wird auf dem Freisitz der »Frau Krause« stattfinden, nur bei schlechtem Wetter in der Gaststätte.

Zur Info: Wir unterstützen das Bündnis Privatsphäre Leipzig und rufen zur Demonstration am 21. Juni 2014 um 14 Uhr auf dem Augustusplatz auf: Überwachung stoppen – Grundrechte stärken